Die Viren und der Nadeltest
Züchter und Vermehrer benötigen praktikable Methoden, um Völker zu bestimmen, die nachzuchtwürdig sind. Vermutlich hat allerdings nicht nur die Genetik, sondern auch ein enorm hoher Virendruck Einfluss auf das Räumverhalten der Bienen. Eine Beobachtungsstudie von Lutz Eggert.
Bienenvölker mit natürlichen Abwehrmechanismen gegen die Varroamilbe stehen in Zuchtfragen an vorderster Stelle. Definiert wurden Merkmale wie das Ausräumverhalten geschädigter Brut (Bruthygiene = HYG), das Erkennen von Varroamilben unter den verschlossenen Zelldeckeln (Varroa-
Sensitive-Hygiene = VSH) oder das Verfügen über Duftstoffe der Brut, die das Einwandern und die Reproduktion von Milben unterdrücken (supressed mite reproduction = SMR). Diese Eigenschaften der Bienen sind in ihrer Genetik verankert und können bei Auftreten von Stressoren aktiviert und vererbt werden. Imker benötigen Testwerkzeuge und eine klare Methodik, die es ermöglicht, das Verhalten aufzuspüren. Durch gezielte Anpaarungen
können entsprechende Eigenschaften stabilisiert oder mit Drohnen sukzessive in die Gesamtpopulation übertragen werden.
FAZIT
In unserer Zuchtpopulation haben wir seit drei Jahren die Selektionsprotokolle in Hinsicht auf VSH abgeändert und infizieren nicht mehr mit Milben, da wir die Viruslast nicht kennen. Der Aufwand dafür wäre viel zu hoch. Vielmehr schließen wir durch die konsequente Nutzung des Nadelstempels jene Völker aus, die immer wieder auftauchen und keinerlei Hygieneeigenschaften in 24 Stunden anzeigen.
Ein einfaches Selektionsprotokoll
- Schritt 1: Finden der Völker mittels PinTest mit großer Wahrscheinlichkeit, VSH zu können,
- Schritt 2: Ausschluss der Völker mit Virenschäden oder hoher Nosemalast mittels PCR,
- Schritt 3: Fokus auf die Völker mit den besten Vital- und Leistungseigenschaften, kann grundsätzlich jeder versierte Imker an seinem Stand durchführen.
Weitere Themen des Artikels
- Bruthygiene mit VSH und umgekehrt?
- Panik-VSH ist nicht zu verwechseln mit VSH-Genetik
- Bedeutung für die imkerliche Praxis
>> Lesen Sie den vollständigen Artikel in der „Bienen aktuell“-Ausgabe 5/23.